Freunde
Freunde haben etwas fur dich übrig, auch wenn ihre Geldbörse leer ist.
Freunden kann auch mat der Kragen platzen, wenn sie mit dir reden, aber nur deshalb, well ihr Herz für dich bis zum Halse schlägt.
Freunde stört es nicht, bei dir fernzusehen,
auch wenn du schon Iängst ins Bett gegangen bist.
Freunde kämpfen für dich nächtelang im Gebet und sagen zu dir: ,,lch habe neulich mal an dich gedacht."
Freunde möchten deine Welt kennen lernen und entdecken immer wieder neue Erdteile.
Freunde halten deine Hand, wenn du mal krank bist, und machen dir keine Vorwürfe.
Freunde hauen dich nicht in die Pfanne,
weil sie die Pfanne brauchen, um Spiegeleier zu braten.
Freunde erleben dich mit verklebten Augen, ungewaschenen Haaren und Mundgeruch und sehen dahinter deine Einzigartigkeit und Schönheit.
Freunde können es sich leisten, bei einem Witz, den du erzählst, nach der Pointe zufragen.
Freunde gehen mit dir in deinen Gottesdienst und singen die Lieder mit, die sie überhaupt nicht mögen.
Freunde hauen dir mit Begeisterung auf den Rücken, auch wenn du Rückenschmerzen hast.
Freunde haben keine Tomaten auf den Augen,
weil sie mit dir in der Küche sitzen und Tomaten schneiden für den Salat, den ihr gemeinsam esst.
Freunde sind nicht neutral. Sie gehen mit dir Pferde stehlen
und reden hinterher stundenlang über den rätselhaften Freiheitsdrang von Tieren.
Bei deinen Freunden kannst du nachts um halb drei klingeln,
sie machen dir gähnend die Tür auf und fragen dich: ,,Willst du Tee oder Kaffee?"
Freunde weinen nicht nur, wenn du Schwierigkeiten hast, das kann jeder. Freunde freuen sich auch ehrlich über deine Erfolge.
Freunde merken erst nach einem Jahr, dass sie eine andere Konfession haben als du.
Freunde reden manchmal blödes Zeug, weil sie wissen, dass du keine Goldwaage im Keller hast.
Wenn dir schlecht wird und du spuckst deinen Freunden auf den Pullover, dann sagen sie:
,,Eigentlich sollte ich das als Reliquie aufheben, aber ich stell wahrscheinlich doch die Waschmaschine an."
Freunde führen dich nicht aufs Glatteis, wenn sie sehen, dass bei dir zurzeit nicht alles glatt Iäuft.
Freunde halten ihren Kopf für dich hin und werden trotzdem nicht kopflos.
Freunde sitzen einfach nur so da und müssen nicht auf Unterhaltung machen.
Freunde kennen sich nicht in deiner Brieftasche aus, aber dafür in deinem Kühlschrank.
Freunde werden mit dir zusammen alt und ihre Falten trösten dich.
Freunde geben dir im Winter ihr letztes Hemd und behaupten dann, sie wollten sich sowieso gerade sonnen.
Freunde machen es so ähnlich wie Gott: Sie mogen dich so, wie du jetzt bist, trauen dir aber zu, dass du dich verändern kannst.
Albrecht Gralle
Gefunden bei meinen Eltern in einem Stapel alter dran-Zeitschriften im Heft vom August 2002 auf Seite 61.
tinG - 5. Aug, 15:20